Die ersten deutschen Bahnkonstruktionen in Anatolien als Zeichen der deutsch-osmanischen Beziehungen im Lichte der europäischen Großmachtpolitik

Autor/innen

  • Murat Önsoy

Abstract

Der vorliegende Beitrag erörtert die ersten deutschen Bahnkonstruktionen in Kleinasien im Lichte der europäischen Großmachtpolitik an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die Entwicklung des Eisenbahnwesens im Osmanischen Reich war ein wichtiges Zeichen für die Zusammenarbeit zwischen Kaiser Wilhelm II. und Sultan Abdülhamid II. Darüber hinaus führte es auch zu einer Vertiefung der deutsch-osmanischen Beziehungen.
Mit der Thronbesteigung Wilhelm II. im Jahre 1888 begann eine neue Periode der deutsch-osmanischen Beziehungen. Dem neuen Kaiser war die Bismarcksche Friedenspolitik nicht genehm. Er verfolgte eine energische Auslandspolitik sowohl in Europa als auch auf der ganzen Welt. Seine Politik zielte in Europa auf ein Bündnis mit Österreich-Ungarn und in der Welt auf eine koloniale Groβmachtpolitik. Ein weiterer Grund, der den deutschen Kaiser zu dieser politischen Weichenstellung bewegte, war die stetig zunehmende Industrialisierung des Kaiserreichs, die einen wachsenden Bedarf an Rohstoffen nach sich zog.
Das Deutsche Reich, das für sich in der aufgeteilten Welt keinen Platz fand, orientierte sich stattdessen am Osmanischen Reich. Mit der Eisenbahnkonzession begann eine der großen Unternehmungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit Beginn des Eisenbahnbaus wuchs der deutsche Einfluss im Osmanischen Reich in wirtschaftlicher, aber auch militärischer Hinsicht.
Kaiser Wilhelm II. genoss hohes Ansehen im Osmanischen Reich und in der 300 Millionen Einwohner zählenden islamischen Welt. Dies war für das Deutsche Reich in seiner zukünftigen militärischen Auseinandersetzung mit seinen Rivalen England, Frankreich und Russland ein wichtiger strategischer Vorteil. Der Bau einer Bahn quer durch das riesige Osmanische Reich war als ein großes Projekt eng verbunden mit der politischen Geschichte des Osmanischen Reiches und von enormer Bedeutung für das Schicksal des Staates.

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Veröffentlicht

2017-01-29

Zitationsvorschlag

Önsoy, M. (2017). Die ersten deutschen Bahnkonstruktionen in Anatolien als Zeichen der deutsch-osmanischen Beziehungen im Lichte der europäischen Großmachtpolitik. Zeitschrift für Balkanologie, 52(2). Abgerufen von https://www.zeitschrift-fuer-balkanologie.de/index.php/zfb/article/view/500

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