Entlang der Drina zur Donau. Kundschafter als Namengeber am Vorabend einer neolithischen Landnahme

Autor/innen

  • Gottfried Schramm

Abstract

In der ersten Hälfte des 6. Jhd.s v. Chr. griff die wirtschaftliche Revolution einer Umstellung auf Ackerbau und Viehzucht von Anatolien kommend bis in das Pannonische Becken aus, wo sie glänzende Entfaltungsmöglichkeiten antraf. Dieser Vorgang lässt sich mit dem Ausgriff der indogermanischen Sprache in das Zentrum Europas verbinden, für dessen Wanderwege und Datierung es bisher keine sicheren Anhalte gab. Jetzt lässt sich auswerten, dass es, beginnend mit dem Adriazufluss Drin, eine Kette von aufeinander folgenden Namenprägungen gegeben hat, deren klangliche Vernetzung plausibel nur als Niederschlag eines Landnahmevorgangs gedeutet werden kann, der das Tal der Drina als Schneise bis zur Sawe und Donau nutzte. Wenn im Pannonischen Becken alle neuen langen Gewässer bis heute aneinander anklingende Namen tragen, setzt das voraus, der Landnahme sei, vor der Umsiedlung größerer Bevölkerungsteile, die Entsendung von größeren Zahlen von Kundschaftern vorausgegangen, die sich über die geografischen und wirtschaftlichen Bedingungen des Zielraumes informieren sollten. Was sie an geordnetem geografischen Wissen mitbrachten, half dann den Umsiedlern bei der Orientierung in ihrer neuen Heimat. Dieser Vorgang einer durch Kundschafter vorbereiteten Landnahme sollte sich zu einem späteren, noch nicht genauer datierbaren Zeitpunkt in der Waldsteppe östlich der Karpaten fortsetzen, wo die Namen der längeren Gewässer bis hin zum Don ebenfalls klanglich vernetzt erscheinen. Dagegen hat die längs der Donau nach Nordwesten ausgreifende neolithische Revolution keinerlei Niederschlag in vernetzten Flussnamen gefunden. Dafür fehlten die Voraussetzungen. Denn hier brauchte die Landnahme nicht durch Kundschafter vorbereitet werden, sondern vollzog sich spontan in kleinen, unkoordinierten Gruppen.

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Veröffentlicht

2010-07-01

Zitationsvorschlag

Schramm, G. (2010). Entlang der Drina zur Donau. Kundschafter als Namengeber am Vorabend einer neolithischen Landnahme. Zeitschrift für Balkanologie, 46(1). Abgerufen von https://www.zeitschrift-fuer-balkanologie.de/index.php/zfb/article/view/224

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