Óperenciás tenger – das vermeintliche "Meer ob der Enns" des ungarischen Volksmärchens als wanderungszeitlicher Topos

Autor/innen

  • Heinrich Kunstmann

Abstract

Nach heute überwiegender Meinung übersetzt der Topos Óperenciás tenger des ungarischen Volksmärchens ein realiter nicht greifbares Meer ob der Enns, das die große Entfernung ungarischer Soldaten von ihrer Heimat während der Habsburger Zeit markierte. Verschiedene Kriterien widersprechen einer solchen Auslegung. Auf der Suche nach den Meeren, die die Ungarn im Laufe ihrer Wanderungszeit zu Gesicht bekamen, erwies sich das Schwarze Meer als das historisch naheliegendste, nicht zuletzt deshalb, weil daran auch das Land Etelköz lag, die zeitweilige Heimat der Ungarn vor ihrer Übersiedlung in das Karpatenbecken. Óperenciás tenger erklärt sich demnach sinnvoll aus griech. aperantos ‚unbegrenzt, unendlich’ und dem turksprachigen Lehnwort tenger, das im Altungarischen ohnehin für Schwarzes Meer gestanden haben soll. Der Topos ist insofern eine Reminiszenz an das ‚unendliche (Schwarze) Meer’ aus einer Zeit, als die Ungarn noch nicht sesshaft waren. Verwandte topische Funktionen hatte bei den Slaven die Donau.

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Veröffentlicht

2004-10-01

Zitationsvorschlag

Kunstmann, H. (2004). Óperenciás tenger – das vermeintliche "Meer ob der Enns" des ungarischen Volksmärchens als wanderungszeitlicher Topos. Zeitschrift für Balkanologie, 40(2). Abgerufen von https://www.zeitschrift-fuer-balkanologie.de/index.php/zfb/article/view/36

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